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24. Januar 2021 – 3. Sonntag nach Epiphanias

Wo du hingehst, da will ich auch hingehen

Wo du hingehst, da will ich auch hingehen. Wo du bleibst, da bleibe ich auch. Die Menschen, mit denen du verbunden bist, mit denen bin ich auch verbunden. Und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch.

Rut 1,16.17

Nein, dieses Zitat stammt nicht aus Shakespeares Romeo und Julia. Diese Innigkeit ist auch nicht der Auftakt zweier Menschen, die sich sehr nahekommen wollen. „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen, bleiben, verbunden sein, sterben und Gott vertrauen“, sind die liebevollsten und innigsten Worte, die in der Bibel gesprochen werden. Lange vor unserer Zeit, an einen weit entfernen Ort. Sie klingen als Sehnsuchtsworte bis heute nach. Wirken durch Zeit und Raum, durch das wechselnde Geschehen von Kulturen, persönlichem Leid und Glück.

„Wo du hingehst,“ so beginnt das kürzeste und innigste Liebesgedicht, das jemals aufgeschrieben wurde. Es nimmt uns mit auf seinen Flügeln, spannt weit Flügel unserer Seelen aus; sie fliegt durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus.

In jeder Liebe liegt die Sehnsucht nach einer Heimat, die wir noch nicht kennen, die aber immer wieder in das Herz hineinscheint und verändert. Die Heimat, von der wir ab und zu spüren, wie nahe sie ist und für die es keine angemessenen Worte gibt. Sie hat den Klang und den Geruch und den Geschmack von Stille und Ewigkeit in vollständiger Präsenz in der Gegenwart und im Genuss des Schönen, des Wahren des Guten.

In der alten Sprache, die im Alltag fast völlig verloren ist, konnte man noch sagen: Ich gehe auf Gottes Wegen, bin Pilger hier auf Erden. Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in DIR. Heute beten wir noch gelegentlich in den alten Worten „VATER unser, führe uns, erlöse uns. Brot gib uns!

„Gott“, das ist kein Begriff, keine Definition. „Gott“, das ist ein Nichtwort! Jesus hat es nie ausgesprochen. Man kann „ihn“ nicht definieren, in Worte fassen, Bilder von „ihm“ malen, schnitzen, töpfern, …

Der großartige Künstler Joseph Beuys lehnte jahrelang den Auftrag ab, das Symbol der Anwesenheit „Gottes“, in den dunkelsten Stunden eines Menschen, anzunehmen. Er sagte, ich kann dieses Kreuz gestalten, ich bin dem Auftrag nicht gewachsen.

Im Grunde genommen, kann niemand diesen Auftrag ausführen, es sei denn er würde versuchen, diesen Auftrag zu leben, indem er seiner Sehnsucht folgt, die der unbekannte Gott in ihm brennen lässt. Verbunden mit dem großen Geheimnis unserer selbst, unserer Welt und des gesamten Weltalls, im Leben, wie im Sterben.

Wo DU, GOTT, mich hinführst, da will ich auch hingehen! Bei DIR will ich bleiben. Mit DIR will ich verbunden sein. Wo DU stirbst, da sterbe ich auch. Wo DU lebst, da lebe auch ich!


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