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31. Januar 2021 – Letzter Sonntag nach Epiphanias

… ich habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.

Offenbarung 1,18

Diese Begriffe würden wir heute nicht mehr benutzen. Jemandem den Tod wünschen, oder auch zur Hölle schicken, das hört man noch gelegentlich, wenn jemanden durch Zorn der Anstand verloren gegangen ist. Das Sprachbild, dass man das Reich des Todes oder auch der Hölle aufschließen könnte, ist außer Gebrauch gekommen. Dabei ist es bittere Realität.

Vor einem Jahr hat „jemand“ die Schlüssel zum Tor einer weltweiten Bedrohung geöffnet. Überall auf der Welt haben die Menschen Angst in die Hölle der Intensivstation eingeliefert zu werden. Wobei dies auch nicht so ganz stimmt. In Ländern, in denen es Intensivstationen gibt, wünscht man sich nichts sehnlicher, als dort nicht eingeliefert werden zu müssen bzw. wenn man dort ist, sie zu überstehen.

Das Sprachbild der Hölle hat auf einmal wieder eine aktuelle Wirklichkeit. Vergessen die mittelalterlichen Bilder von Teufel, Fegefeuer und Höllenfeuer. Verrückt, dass in dem Zeitalter, in welchem diese Sprachbilder kaum noch Bedeutung haben, außer in folkloristischer Belustigung und Kinderschreck im Kasperletheater, die Realität des Todes und der Höllenqualen bittere Realität ist.

Alle wissen, dass die verordneten Masken und Abstände in den Begegnungen nur ein fast hilfloser Versuch sind, der Hölle zu entkommen.

Ich schreibe Ihnen diese Tagzeitenandacht als jemand, der versucht Christ zu sein. D.h. für mich, sein Leben in Verantwortung vor Gott zu leben. In Verantwortung steckt das Wort Antwort, meine Antwort ist damit gemeint, auf die Fragen, die ich auf Gott beziehe.

Über was werde ich in dieser Zeit in der der Schlüssel zu Tod und Hölle umgedreht wurde und die Türe des Grauens geöffnet ist, befragt? Über was werden wir befragt? Worüber muss ich, müssen wir „Gott“ gegenüber Rechenschaft ablegen. Ja worüber? Wir müssen, da bin ich mir ganz sicher, antworten auf die Frage, wie wir mit uns, den uns anvertrauten Gütern und den Menschen, denen wir begegnen, umgehen.

Unsere kleine Welt – ich rede nicht vom Erdball -, sondern um den Bereich, den wir quasi erlaufen können, ist zur Plünderung freigegeben. Der Begriff des Wirtschaftswachstums ist nichts anderes, als die Aufforderung zum Plündern. Plündern hieß immer, mehr wollen, als man braucht. Plündern ist der Gegenbegriff zu dem richtigen Maß. Das richtige Maß ist in allem in unserem Alltag, der seinen Sinn oft genug im Kauf und Verbrauch vermeintlich findet, verloren gegangen.

Wir sind aufgefordert, davon bin ich überzeugt, wieder das richtige Maß zu finden. Nur so können wir selbst den Schlüssel des Todes und der Hölle in die Hand nehmen und die Türe zu den Bedrohungen schließen, um ein Leben mit Sinn und Liebe zu leben.


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