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7. Februar 2021 – Sexagesimae

Euch ist gegeben zu wissen die Geheimnisse der Nähe Gottes.

Lukas 8,10

 

Geheimnisse sind immer etwas Besonderes. Der eine kennt sie, der anderer ahnt etwas von ihnen, der dritte weiß nichts davon und ahnt auch nichts davon. Es gibt angenehme und unangenehme Geheimnisse. Das Geheimnis, um das es heute geht, ist ein gutes. Jesus, der große Weisheitslehrer der Christenheit, sagt, dass manche um dieses Geheimnis wissen. Wie man dieses Wissen erlangt haben oder erlangen können, sagt er auch: Durch handeln!

Die Nähe des Geheimnisses dieser Welt – wir nennen es Gott – erfahren wir im Handeln, sagt Jesus. In dem, was wir tun, in dem was wir erleben. Es in kein abstraktes Wissen, wie das aus Büchern, sondern Erfahrungswissen. Es die Erfahrung von Nähe.

Diesem Geheimnis der Nähe kann jeder überall begegnen. Gerne nimmt Jesus dazu Beispiele aus der Natur und aus der Begegnung mit Menschen.

Als er, Jesus, gewaltsam zu Tode gebracht worden war, hinterließ er keine Formel von Gott, keine Definition, kein Bild, keine Theorie oder eine anderweitige Beschreibung. Er hinterließ Erfahrungen mit diesem „Geheimnis der Welt“. Diese Erfahrungen wurden von Menschen weitererzählt.

Vor ein paar Tagen jährte sich der Tag der Ermordung von Gandhi. Er war einer der herausragenden Friedensstifter der Menschheitsgeschichte. Er lebte und erklärte den Weg des gewaltlosen Widerstandes. Er gehörte nicht dem christlichen Glauben an; das ist allgemein bekannt. Dass Jesus einer der wichtigsten Lehrer für ihn war, ist weniger bekannt. Für Gandhi zeigte sich im gewaltlosen Handeln die Nähe Gottes.

Gandhi und Jesus, zwei große Weisheitslehrer, die sich einige sind, dass alle Menschen Gottes Nähe im Handeln erleben können; auch in der Betrachtung der Natur. Doch davon schreibe ich ein anderes Mal.

So einfach diese Antwort erscheint, so schwer ist sie im Alltag zu leben. Gefangen in Wichtigkeiten übersieht man leicht, dass der wichtigste Moment in meinem Leben genau dieser Moment ist. Die wichtigste Entscheidung, genau diese jetzt. Leben in der aktuellen Gegenwart, in der Offenheit für die Nähe des Geheimnisses, lässt jeden Moment zu etwas besonderem werden.

Wissen ohne Handeln ist kein Wissen, es schafft keine Nähe. Das „Geheimnis dieser Welt“, so verstehe ich Jesus, kann nicht gelüftet werden durch Theorien. Es zeigt sich im handeln im Geiste der Liebe.

 

Ihr Pfarrer Manfred Werner

 


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